Wir möchten hier die aktuelle Auseinandersetzung mit der Bauwagengruppe Zomia dokumentieren.
Zunächst im Anschluss unser offenener Brief, in dem wir uns im Mai auf Grund von Naturschutzbelangen von der Zusammenarbeit mit der Gruppe distanziert haben.
Anfang der Jahres sah das noch anders aus. Es gab eine öffentlich bekannt gemachte Zusammenarbeit, die dem Schutz des derzeitigen Zomia-Geländes dienen sollte. Leider erscheint uns das im Nachhinein als ein marketingstrategisches Manöver der Gruppe. Weder waren die gemeinsam beschlossenen Maßnahmen adäquat umgesetzt, noch war viel Gesprächsbereitschaft vorhanden. Daraufhin haben wir schlussendlich zum Mittel der öffentlichen Distanzierung gegriffen.
Offener Brief an die Bauwagengruppe Zomia
„Wir, die Wilhelmsburger Umweltschutzgruppe Baum & Busch, distanzieren uns hiermit vom Bauwagenplatz Zomia. Wir hatten zunächst versucht, mit Zomia im Sinne einer guten Nachbarschaft zusammenzuarbeiten. So haben wir gemeinsam mit ihnen Schilder entwickelt, die auf die vielfältige Natur auf der von Zomia besetzten Fläche hinwiesen und zu schützendem Verhalten (z.B. Hundeanleinen) aufriefen. Dabei wirkten unsere direkten Zusammentreffen immer freundschaftlich und kooperativ. So sagte Simon von Zomia bei unserem ersten Treffen, er würde sich wünschen, dass die Fläche, wenn Zomia sie irgendwann einmal wieder verlassen müsste, ökologisch hochwertiger sei, als zu dem Zeitpunkt, zu dem sie diese vorgefunden haben.
Nun mussten wir leider feststellen, dass der Unterschied zwischen dem, was von Zomia gesagt wird und dem, was tatsächlich geschieht, sehr groß ist. Der Tropfen, der für uns das Fass zum Überlaufen brachte, war die Ankündigung und Durchführung zweitägiger Maifeierlichkeiten inklusive Lifemusik und Tanz auf der schönen Fläche. In einem solchen Primärwald derartige Partys mitten in der Brutzeit zu feiern, ist so ziemlich das Schlechteste, was man tun kann. Es stört die Vögel bei der Brut massiv. Ausgerechnet bei großer Trockenheit mit vielen Leuten auf der Fläche herumzutrampeln, schädigt Gräser und Kräuter bis zum endgültigen Absterben. Die Verdichtung des Bodens durch die vielen Füße macht ihn für Insekten unbewohnbar und für Wurzeln schwer durchdringbar.
Die Fläche wird von Zomia systematisch ökologisch entwertet. Der Ausgleich, der bei Bebauung für solch eine entwertete Fläche zu leisten wäre, würde viel geringer ausfallen, als dies vorher der Fall gewesen wäre. Danke dafür! Wenn trotz gemeinsam aufgehängter Schilder die Hunde von Zomia(besucherInnen) im Brutgebiet frei laufen und Holz aus den umliegenden Gebüschen für Abgrenzungen gebrochen wird, hinterlässt das ebenfalls bleibende Schäden (ganz zu schweigen davon, dass die gemeinsam aufgehängten Schilder längst weg sind). Es sorgt auch für Ärger bei denjenigen, die diese Fläche seit Jahren nutzen und ihre Hunde selbstverständlich anleinen. Ärgerlich und naturfeindlich sind auch das häufige Fahren mit schweren Fahrzeugen über den Parkweg und die Wiese und das Autoschrauben ohne Schutz der Wiese vor Altöl und anderen schädlichen Stoffen.
Wir sind offen für alternative Projekte und verstehen sie grundsätzlich als Bereicherung für den Stadtteil. Liebe Zomias, von uns aus könnt ihr in Wilhelmsburg bleiben, aber an einem Ort, wo ihr keinen (zusätzlichen) Schaden anrichten könnt. Liebe NeubürgerInnen, Wilhelmsburg ist nicht der Wilde Westen für AuswanderInnen aus der Stadt! Weder die hiesigen Landschaften noch wir selbst bedürfen der Kultivierung! Auch wenn ihr das nicht wissen wollt: Es gab schon Leben auf den von euch okkupierten Flächen, bevor ihr sie besetztet. Ihr nehmt der Allgemeinheit ein schönes, wildes Grün weg und baut Euch darauf Euer Westerndorf. Wir wollen nicht die Indianer sein, denen eine Naturfläche nach der anderen genommen und zerstört wird – auch nicht für so genannte alternative Lebensentwürfe. Das Wegnehmen von öffentlichem Grün betreiben andere schon zur Genüge, holt euch doch von dort Land. Schon entwertete Flächen neu zu kultivieren statt eine der letzten grünen Wiesen zu verbrauchen, ist sicher weniger hip, aber viel naturverträglicher!
Wir wünschen uns NeuwilhelmsburgerInnen, die den Menschen und der Natur der Elbinseln mit Respekt begegnen.“
Baum und Busch Wilhelmsburg
Unser Nachtrag im Juni 2011: Um Missverständnissen vorzubeugen und Missbräuche dieses Briefes zu verhindern, hier eine Stellungnahme zu unserem Brief an die Bauwagengruppe Zomia
Die Antwort von Zomia auf unseren offenen Brief auf der Webseite der Bauwagengruppe Zomia
Die Kunstnomadin Katrin Milan berichtet über ihre Erfahrungen mit dem Leben im Bauwagen im Allgemeinen sowie mit der Bauwagengruppe Zomia im Besonderen. Dieser Text mit dem Titel “Ein Gast hat Gäste” ist hier als PDF-Download oder auf ihrer Homepage unter www.kunstnomadin.de ebenfalls als PDF-Download zu finden.
Was soll das denn? Über Unstimmigkeiten kann man ja reden, aber so ein öffentlicher Distanzierungsbrief wird doch sofort von der SPD und Schreiber instrumentalisiert, um Zomia da wegzubekommen. Dass die Wiese langfristig keine Brachfläche bleiben, sondern ökonomischen Interessen zugeführt werden wird, wisst ihr selber. Anstatt sich zusammenzutun, stellt ihr euch auf die Seite, die ein buntes (und grünes) Leben in der Stadt nur akzeptiert, wenns ordentlich Kapital bringt.
Zynisch. Ihr habt ja vermutlich euer Häuschen und seid nicht von der Wohnungsnot betroffen.
Unglaublich! Ich kann nicht glauben was sich hier “Baum & Baum” zusammenreimt. Schilder, Verdichtung des Bodens, Cowboy und Indianer…
Es ist doch ein ungenutztes Industriegebiet und bei der dafür vorgesehenen Benutzung würde sich dort nicht einmal ein Vogel zum Brüten verirren.
Ich erinnere mich an die erste Begegnung einer Anhängerin von “Baum und Busch” die in Wilhelmsburg nicht zu überhören war. Lauthals schrie sie ihre Parole: Ein toter Baum für ein totes Kind. Ne, ne, ne!
@ Zomia: WEITERMACHEN
@ Busch&Baum: Weitermachen aber bitte nicht auf diese Weise! DAs wirft kein gutes Licht auf euch.
also nochmal: wenn dieses gebiet tatsächlich industrialisiert (oder aktueller für wohnungsbau verwendet) werden sollte, macht es für den öko-ausgleich einen unterschied, ob es schon verwohnt ist – dann freut sich der investor, weil weniger ausgleich zu leisten ist. andernorts von der iba schon beispielhaft durchdekliniert, zb bei der ‘wiese’ am fährstieg.
und wenn irgendwelche leute irgendwann irgendwelche parolen vonsichgeben, hat babu keine distanzierungspflicht, weil damit nichts zu tun. – falls du ernsthaft auf dieser linie argumentieren wolltest, die auch gern gegen bestimmte, minoritäre religionsgemeinschaften gefahren wird.